Geschichte

Chronik

Vor der Vereinsgründung

Die Vorkehrungen, Stätzling vor Feuerschaden zu bewahren, sind um ein Mehrfaches älter als die Freiwillige Feuerwehr. Ihren Anfang kennen wir ebensowenig wie die Gründung des Dorfes. Eines dürfen wir jedoch voraussetzen: Die Möglichkeiten standen in keinem Verhältnis zur Gefahr. Als die Häuser noch aus Holz, Herdfeuer und Licht noch offen waren, genügte schon eine kleine Unachtsamkeit, um die Wohltätigkeit des Feuers ins Gegenteil umschlagen zu lassen.

Die Wunden des 30-jährigen Krieges waren noch kaum vernarbt, als am 2. Dezember 1685 die Hofmarksherrin Maria Klara von Sterz an den Kurfürsten Max Emanuel schrieb:

“Euer Churfürstliche Durchlaucht werden von selbsten gnädigsten Wissen haben, daß dem 5. April dieses laufenden Jahrs zu Stezling Fridtberger Landtgerichts bey großem Sturmwindt unvorsehends zwischen 10 und 11 Uhr entstandene Feuersbrunst in einer viertel Stunde 12 First, darunter auch der Pfarrhof mitsamt dem Stall in Brandt und Aschen gesteckt worden.“

In dem Brief steht nichts davon, dass die Stätzlinger zu löschen versucht hätten. Bei dem Sturm, der ohnehin wie üblich „von den Lutherischen herausblies“, hätten sie ja wohl auch keine Chance gehabt. Auch hatte die Sterzin mit der Feuerwehr nichts am Hut. Löschversuche waren Sache der Gemeinde, die schon damals mit der Grundherrschaft nicht auf dem besten Fuß stand.

144 Jahre später wird diese Aufgabensverteilung aktenkundig. Es begegnet uns der legendäre Ortsvorsteher Thomas Zeitler alias „Traxler“, der im demselben Anwesen hauste, in dem heute der Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Bernd Mair sein Domizil hat.

Noch wenige Jahre zuvor haben die Wulfertshauser den Traxler als einen armen und arbeitsscheuen Weber verunglimpft, weil er sie von 1808 bis 1821, als der Pfarrsprengel Haberskirch zur Ruralgemeinde Stätzling gehörte, ihrem „Zerfall“ nahe gebracht habe.

Mit dem zweideutigen Titel „Bauernkönig“ belegt in der Hofmarksherr Joseph Boischotte Graf d’Erps. Der Traxler hat die Stätzlinger Bauern dahin gebracht, dass sie dem Erbsengraf wegen des Schafweiderechts den Prozess gemacht haben. Diesen rührigen und mit einer antiherrschaftlichen Penetranz ausgestatteten Mann finden wir im Gemeindehaus, wie er gerade die Ausrüstung der Gemeindefeuerwehr in Ordnung bringt. Eineinviertel Tage lang beschäftigt er sich mit den Feuerhaken und der Feuerleiter. Aber es ist nicht etwa so, dass der Traxler der Feuerwehr hilft. Der Ortsvorsteher ist die Feuerwehr, und die Gemeindeglieder – das sind durchaus nicht alle Stätzlinger – müssen ihm helfen, wenn es brennt. Stätzling hat eine Pflichtfeuerwehr.

Und es brannte nicht gerade selten. 1833 und 1834 erwischte es den Wirt. 1842 brannte es bei dem späteren Ortsvorsteher Anton Steinherr mit dem Hausnamen „Kaiser“. „Spritzenleut“ als Lechhausen und Friedberg halfen bei der Brandbekämpfung.

Umgekehrt ließen sich auch die Stätzlinger nicht lumpen, wenn sie von den Nachbarn zu Hilfe gerufen wurden. 1839 brannte die Mühle in Derching, und es verging kaum ein Jahr, ohne dass die Stätzlinger nach Lechhausen oder nach Augsburg gerufen wurden.

Seit 1836 hatten sie für ihre Einsätze zwei Handspritzen aus Kupfer zur Verfügung. Geschmiert wurden diese Wunderwerke mit Schweineschmalz. Im Jahr 1854 bekamen die Stätzlinger Brandbekämpfer sogar eine „Feuerlöschmaschine“ auf vier Rädern. Zwei Stätzlinger wurden nun zu Spritzenmeistern ernannt. Langsam wuchs die Feuerwehr aus der Gemeinde heraus.

Es wird vielfach die Auffassung vertreten, die 48er Revolution sei gescheitert. Doch das trifft nur für den staatlich-politischen Bereich zu. Wirtschaftlich und vor allem gesellschaftlich hat sie durchaus zu tiefgreifenden Veränderungen geführt. Zu unserem Thema sind besonders die Bauernbefreiung zu nennen und die Aufhebung des Koalitionsverbotes im Jahre 1862. Wie die Pilze nach einem warmen Regen, schossen danach zahlreiche Vereine aus dem Boden. Ein Aufatmen ging durch das Land. Endlich konnte man seinen Neigungen gemeinsam mit anderen nachgehen. Besonderen Nutzen zogen die ländlichen Gemeinden aus der endlich errungenen Freiheit. Durch die Gründung von Vereinen und Genossenschaften konnten sie sich eines Teils ihrer immer zahlreicher werdenden Pflichtaufgaben entledigen.

Am 10. September 1876 verselbständigt sich als die fünfte im Bezrik auch die Stätzlinger Feuerwehr zu einem Verein. Nach dem allgemeinen Muster trägt dieser den Namen: Freiwillige Feuerwehr Stätzling.

Die Mannschaft

Zum ersten Vorstand wir der Lehrer Hermann Wohnlich gewählt. Hauptmann wird der Schmiedesohn Alois Selig, Kassier der Gütler und Uhrmacher Anton Zeitlmayr, Requisitenmeister der frühere Spritzenmeister Josef Herog und Signalist der „Wannerbauer“ Georg Sedlmayr. Es gibt eine Steigerrotte mit 7 Mann, je 12 Spritzenmänner in der ersten und der zweiten Sektion und weitere 12 Mann für den Ordnungsdienst. Bei den Chargierten fällt auf, dass sie alle im Oberdorf hausen.

Soweit der personelle Stand am Beginn.

Nach 20 Jahren stellte sich die Mannschaft zum ersten all dem Photographen:

Zum Zwecke der Übersicht sei zunächst die Entwicklung der Vereinsspitze samt den behördlichen Kontaktpersonen in einer Tabelle zusammengefasst.

Das erste Jahrzehnt der Freiwilligen Feuerwehr war belastet durch ein Missverhältnis und ein Missverständnis. Das Missverhältnis bestand darin, dass es neben den Mitgliedern des neuen Vereins auch noch Feuerwehrpflichtige nach dem alten Recht gab. Sie fühlten sich benachteiligt. Das Missverständnis beruhte auf zwei gegensätzlichen Lebensanschauungen: Auf der einen Seite stand die unerschütterliche Überzeugung, dass eine Feuerwehr am besten und „schlagkräftigsten“ sei, wenn sie militärische Strukturen aufweise.

Befehl und Gehorsam standen im Zentrum dieses Denkens. Es sollte die Feuerwehren bis 1945 prägen. Die Symptome waren von Anfang an da. Der Anführer wurde als Hauptmann bezeichnet, stieg nach dem Weltkrieg zum Kommandanten auf, um schließlich als „Wehrführer“ im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs die Hinfälligkeit dieses Weltbildes zu erfahren. Noch augenfälliger wurde das Militärische durch die Uniformierung mit Helm, Rock und Gurt. Besonders gefielen die Messinghelme, die, dem französischen Armeehelm nachgeformt, in regelmäßigen Abständen poliert wurden. Der Hauptmann trug auf dem seinen sogar einen schwarzen Federbusch. Es war schon etwas Erhebendes, wenn die Feuerwehr mit Marschmusik und blitzenden Helmen durchs Dorf marschierte. Dennoch darf man heute bemerken, dass die Blut- und Eisenideologie Bismarcks sowohl, wie die Draufhau-Mentalität unter Wilhelm II. diese Haltung übertrieben haben, von der Hitlerzeit ganz zu schweigen.

Die andere Seite, die aber nur am Anfang noch wirksam gewesen ist, war der liberale Geist, den die Musketiere Napoleons in ihrem Tornister nach Deutschland getragen hatten, und der, im 48er Jahr noch einmal zum Fanal geworden, nun langsam verdämmerte. Dennoch war er offenbar auch in Stätzling noch wirksam. Jedenfalls verhielten sich einige junge Stätzlinger so, als nähmen sie das Attribut „freiwillig“ im Namen der Feuerwehr wörtlich. Sie erschienen zu den Übungen nur, wenn ihnen danach zumute war. Das wurde schon 1879 offenkundig, als ein Pflichtmitglied Bekanntschaft mit dem Staatsanwalt machte, und noch 1885 musste die Generalsversammlung Sanktionen beschließen, „um der bisherigen Teilnahmslosigkeit zu steuern“.

Die Bereitwilligkeit der Mannschaft versuchte man auch mit einer Umorganisation zu steigern. Im Jahre 1887 teilte man den Verein in zwei Abteilungen. Die Abteilung eins umfasste alle aktiven Mitglieder, die zu Übungen ausrücken mussten. In der zweiten Abteilung befanden sich alle, die zwar auch „aktiv“ dem Verein angehörten, aber von der Teilnahme an Übungen dispensiert waren. Der Dispens war an strenge Bedingungen geknüpft. Langsam besserte sich die Zuverlässigkeit und die Disziplin. Ursache dafür mag auch gewesen sein, dass sich das Ansehen der Feuerwehr merklich hob. Das Gefühl für die Zusammengehörigkeit sollte auch durch eine Fahne gestärkt werden. Noch 1891 wurde jedoch eine Anschaffung von den Mitgliedern als zu teuer abgelehnt. Erst anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums nach der Jahrhundertwende gab es endlich eine Fahnenweihe.

Die Mitgliederzahl war inzwischen auf 48 Aktive und 14 Passive (2. Abteilung) angestiegen. Auch gab es bis zum Ausbruch des Weltkriegs noch einigen Wechsel in der Vorstandschaft. Schon 1878 war der „Bennobauer“ Georg Steinherr zum Vorstand gewählt worden. Von 1884 an waren es dann bevorzugt die jeweiligen Bürgermeister, die dieses Amt innehatten. Die historische Verwurzelung der Feuerwehr in der Gemeinde tat ihre Wirkung. So folge auf den Bennobauer der Bäckermeister Xaver Frank und auf diesen der Gütler, Grundstücksmakler und Schlosswirt Andreas Steinherr. Die Aufgaben des Feuerwehrhauptmanns erfüllte von 1885 bis über den Krieg hinweg der Ökonom und Distriktsrat Franz Amberger vulgo „Andresbauer“. Eine namentliche Nennung verdient auch der langjährige Spritzenmeister Joseph Niederreiter, seines Zeichens Wagner.

Der erste Weltkrieg brachte auch das Vereinsleben der Freiwilligen Feuerwehr Stätzling fast zu Erliegen. Zwanzig junge Stätzlinger, samt und sonders Feuerwehrleute, kamen nicht wieder in ihre Heimat zurück.

Dennoch stieg die Mitgliederzahl schon unmittelbar nach dem Krieg nicht unwesentlich an. Im Jahre 1925 umfasste die Liste 57 Aktive und 20 Passive. Vorstand wurde in diesem Jahr der Sägewerksbesitzer Lorenz Knoller im Umfang seiner Aufgaben als Gemeindeschreiber. Er trat damit in die Fußstapfen seines Vaters Rasso Knoller, der schon 1919 als Bürgermeister der Feuerwehr den Vorstand gemacht hatte. Besonders geprägt hat die nun folgende Epoche bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges jedoch der neue Kommandant Georg Selig oder „Seligschmied“, der neben seiner Schmiede auch noch das Elektrohandwerk ausübte. Nicht nur wegen der Länge seiner Dienstzeit ragt er aus der Reihe der Stätzlinger Hauptleute hervor, sondern auch durch die schneidige Leidenschaft, mit der er sich seiner Truppe hingab. Er ist der zweite Stätzlinger, von dem man behaupten kann, er sei die Feuerwehr gewesen.

Während der ersten Hälfte dieser 26 Jahre , die man gemeinhin als die Zeit von Weimar bezeichnet, bestand die Mannschaft aus sechs Rotten, sie erhielt einen Sanitäter (Georg Ruchte hieß der erste, Sebastian Sturm der spätere) und einen Vereinsdiener, der mit dem Gemeindediener identisch war. Für lange Jahre tat Johann Happacher diesen Dienst, später Xaver Birkmayr.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurden drei Mitglieder für 50 Jahre ununterbrochenen Dienstes geehrt, der Zeugwart Joseph Niederreiter, die Wehrmänner Paul Winter und Johann Mair.

Das Jubiläum beging man wegen der Notlage im engeren Kreis. Über das Lokal, in dem das Festessen stattfinden sollte, konnte sich die vorbereitende Versammlung lange nicht einigen, was dem Molkereiverwalter, Schriftführer und Protokollanten Sebastian Mair gewaltig gegen den Strich ging.

Im zweiten Teil der Epoche des Seligschmied wurde die Mannschaft dreigeteilt. Im Jahre 1939 unterschied man 57 Aktive und 12 Passive von weiteren 24 Männern, die der Altersabteilung angehörten. Außerdem gab es noch zwei Ehrenmitglieder. Auch die Dienstbezeichnungen änderten sich. Aus dem Kommandanten wurde der „Wehrführer“. Darunter wirkte der Zugführer und die Gruppenführer, und für die Bedienung der Spritze gab es den Spritzenführer. Das pseudomilitärische Wesen der Feuerwehr überhöhte sich also im Führerprinzip. Eine stolze Entwicklung könnte man dann sagen, wenn nicht zugleich die Effizienz der Wehr gelitten hätte. Im Jahre 1940 waren von 89 Mitgliedern 23 eingezogen, d. h. sie standen für die Feuerwehr nicht mehr zur Verfügung. Die „Altersabteilung“ war nicht von ungefähr eingerichtet worden. Die Beanspruchung durch den Luftkrieg führte schließlich dazu, dass der ursprüngliche Zweck, das Dorf vor Brandschäden zu bewahren, nur noch unvollkommen erfüllt werden konnte. Am 2. Mai 1944 erreichte den Landrat ein Brief des Schreinermeisters Martin Witzenberger aus Allmering, Post Aindling: Am vergangenen Donnerstag habe es in Stätzling bei Josef Lindermeier, der zur Zeit im Felde stehe, gebrannt, schreibt er. Seine Tochter, die in das Anwesen eingeheiratet habe, sei nach dem Einsatz der Feuerwehr alleingelassen worden. Sie habe die Feuerwache halten und sogar selber löschen müssen, als das Feuer wieder aufgegangen sei. Auch von Aufräumungsarbeiten könne keine Rede sein. So etwas, schreibt der Schwiegervater des „Motz“, habe er in seinem ganzen Leben noch nicht erfahren müssen. Er scheint die Bedingungen, unter denen die Feuerwehr in diesen Tagen arbeiten musste, nicht gekannt zu haben.

Das Jahr 1945 bedeutet wohl die tiefste Zäsur in der Geschichte der Deutschen. Die ersten politischen Einrichtungen, die danach die Arbeit wiederaufnahmen, waren die Gemeinden und mit ihnen die Feuerwehren. Auch in Stätzling ging es fast unmittelbar weiter, aber es war schwer. Nicht weniger als fünfzig junge Stätzlinger waren nicht zurückgekommen.

In der letzten großen Zeitspanne, die von 1945 bis in die Gegenwart reicht, kam es zunächst zu einem mehrfachen Kommandantenwechsel. Als erstes wurden 1945 gleich zwei Kommandanten gewählt. Der 1. Kommandant war nun Jacob Mair („Schury Jackl“). 2. Kommandant wurde Johann Kirchberger. Beide löste 1952 der Schmiedemeister Leonhard Keller ab.

Doch schon 1953 gab es wieder eine Doppelspitze. Sie bestand aus Jakob Simon, Sattler und Betreiber eines Lebensmittelladens, und Georg Limmer, Landwirt.

Im Jahre 1957 rückte der Limmer Schorsch vom zweiten auf den ersten Rang vor. Sein Stellvertreter wurde Johann Mair („Mair Hans“).

Seit 1948 wurde auch wieder ein offizieller Vorstand geführt. Es war der Bürgermeister und Sägewerksbesitzer Simon Lechner. Ihn löste 1960 der Bürgermeister und Landwirt Josef Schury ab („Pfeifhansl“).

Dass es auch mit den Mannschaften aufwärtsging, das zeigte unter anderem das 75-jährige Gründungsfest, das war mit einem Jahr Verspätung daherkam (1952), aber vielleicht gerade deshalb zu einem Erfolg wurde. Es war das erste jener großangelegten Feste, die später zur Regel wurden. Nicht weniger als 17 befreundete Feuerwehren nahmen daran teil. Das Wirtschaftswunder schickte sich an, die materiellen Grundlagen des Daseins spürbar zu verbreitern, die Depressionen der ersten Jahrhunderthälfte verblassten. Die Leute konnten sich wieder freuen.

Zehn Jahre später war der Mitgliederstand der Stätzlinger Feuerwehr auf 50 Aktive und 74 Passive angestiegen. Es begann auch die Zeit, als man sich intensiv und erfolgreich bemühte, den Leistungsstand der Wehren anzuheben. Anfang der 60er Jahre waren es nicht weniger als vier Löschgruppen, die das Leistungsabzeichen machten. Im Jahre 1969 unterzog sich eine Gruppe der silbernen Leistungsprüfung und vier Jahre später eine andere sogar der goldenen. Damit war aber der Gipfel noch nicht erreicht. Ende der 70er Jahre gab es eine Prüfung in Gold mit Blau unterlegt und Anfang der 80er Prüfungen in Gold, in Goldgrün und als Non-plus-Ultra die Auszeichnung in Goldrot. Aber auch das war noch nicht alles. Die ganze Mannschaft durchlief in diesen und in den folgenden Jahren eine lange Reihe von Kursen. Maschinistenkurse waren dabei, Atemschutzlehrgänge, die Ausbildung zum Funker und noch vieles andere mehr.

Dieser nahezu sportliche Ehrgeiz kann nur positiv bewertet werden. Er fühlte sich dem Ethos des Helfens verpflichtet, eine Haltung, die sich wie keine andere zum Vorbild eignet.

Ihren ganz persönlichen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt haben dieser Entwicklung zwei Männer. Sie vor allem müssen genannt werden, wenn man in diesen letzten 50 Jahren nach einer Zäsur sucht. Es ist der Vorstand Karl Mair („Schwobbauern Karl“) und der Kommandant Alois Rauscher („Präschuaschter“). Beide waren seit 1965 im Amt. Der eine hat sich auch als Bürgermeister und Kirchenpfleger einen Ehrenplatz in der Geschichte des Dorfes verdient. Der andere hat als später Stätzlinger und als Feuerwehrkommandant über viele Jahre hinweg alles verkörpert, was an diesem Dorf sympathisch und – das Wort darf hier wieder einmal hervorgeholt werden – edel war. Es überrascht nicht, dass sich in jener Löschgruppe, die sich in der höchsten Leistungskategorie bewährte, wie selbstverständlich auch der Kommandant befand. Alois Rauscher „hielt bei seinen Leuten aus, bis der letzte Mann heimfand“, vermerkte der Schriftführer im Protokoll. Der „Präschuaschter“ jedenfalls war der dritte Stätzlinger, der die Feuerwehr nicht nur leitete, sondern sie buchstäblich verkörperte. Unter ihm stieg die Mitgliederzahl schließlich auf 150 Männer an, darunter 70 Aktive. Auch erhielt der Verein eine Satzung, und es wurde im trockenen Sommer 1976 das „Jubeljahr“ gefeiert, jenes Fest, das sich als der Höhepunkt jener festesfrohen Jahrzehnte in die Annalen des Dorfes eingegraben hat.

Die nächsten größeren Feste waren die Weihe der restaurierten Fahne im Jahre 1984 und das 110-jährige Gründungsfest zwei Jahre danach.

Im Jahre 1987 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Stätzling einen neuen Vorstand. Es war der Schreinermeister Gerhard Heinzel, der mit Umsicht die Geschicke des Vereins bis zum heutigen Tag in der Hand hält. Alois Rauscher zog sich im Jahre 1991 zurück. Neuer Kommandant wurde nach einer turbulenten Wahlhandlung der Sohn seines Vorgängers, der Landwirt Georg Limmer II. Zum Stellvertreter wählte die Versammlung Bernhard Braunmüller.

Den letzten Kommandantenwechsel sah das Jahr 1997. Der neue Kommandant ist Manfred Landherr und sein Stellvertreter Thomas Rieß.

Zwei Jahre danach avancierten Thomas Rieß und Gerhard Heinzel jun. zu Löschmeistern und zu Hauptfeuerwehrleuten wurden Stefan Sturm und der Schriftführer Bernd Mair. Gleichzeitig erhielt der Verein eine neue Satzung.

Auch die Mannschaft, die in diesen Jahren etwa 120 Mitglieder umfasste, änderte ihre Struktur. Seit 1992 gibt es eine eigene Jugendfeuerwehr, die sich sogar eigenen Leistungsprüfungen unterzieht. Der erste Jugendwart wurde Alexander Wackerl.

Das Ende des Jahrhunderts brachte sogar eine Sensation; es bildete sich eine „Damenfeuerwehr“ mit bislang fünf aktiven Mitgliedern. Zwar reicht das für eine eigene Löschgruppe noch nicht, aber von Mannschaft kann man nun eigentlich nicht mehr sprechen.

Die Ausrüstung

Es versteht sich von selbst, dass eine Feuerwehr immer nur so gut sein kann wie ihre Ausrüstung. Für deren Beschaffung, vor allem, wenn es sich um teure Geräte handelt, war die Gemeinde zuständig. Im Rechnungswesen der Gemeinde war die alte Identität mit der Feuerwehr noch vorhanden. Aber auch die Vereinskasse der Feuerwehr beteiligte sich nach Möglichkeit bei Anschaffungen, wenn auch eher symbolisch.

Der Grundstock der Kasse wurde von der Mannschaft selbst aufgebracht. Bereits im Jahr der Gründung zahlte sie in mehreren „Auflagen“ 33 Mark und dazu noch weitere 29,25 Mark an Spenden. Erst nach dem Weltkrieg wurden diese Gelder als regelmäßiger Beitrag eingetrieben; er schwankte um 1 Mark pro Mann und Jahr. In den 30er Jahren stieg der Beitrag auf 2 RM an, und seit den 50er Jahren wurde er zusammen mit den Beiträgen für eine Sterbekasse gesammelt. Die Höhe von 5 DM erreichte er im Jahre 1980 und zuletzt 20 Mark.

Bis zur Jahrhundertwende reichten die Beiträge gerade aus, um die Ausgaben für Frei- und „Übungsbier“ zu bestreiten. Andere Quellen für die Feuerwehrkasse waren Zuschüsse vom Distrikt bzw. Bezirk (später Landkreis) oder von Interessenten, wie der Feuerversicherung. Dazu kamen Überschüsse aus Veranstaltungen wie dem jährlichen Feuerwehrball und der Christbaumverlosung.

Die Entwicklung der Ausrüstung lernen wir in Abschnitten kennen, die mit dem Gebäude überschrieben sind, in dem sie untergebracht war.

Schulhaus

Schon 1862, als die Gemeinde endlich ein Schulhaus baute, wurde darin ein Parterre-Raum im Nordwesten für die Aufbewahrung der „Feuerwehr-Requisiten“ bereitgestellt. Nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr treffen wir da folgende Gerätschaften an: Die altersschwache Druckspritze mit 30 Meter Hanfschlauch samt 6 Feuerhaken. Insgesamt 7 Leitern, darunter drei Dach- und eine Rettungsleiter. Zwei Rettungsseile. Je 42 Feuerwehrröcke, Helme und Leibgurte.

Im Jahre 1880 gab es eine wichtige Neuerwerbung. Sie sollte über 50 Jahre den Kern der Ausrüstung darstellen. Von der Blümlischen Fabrik in Würzburg erwarb die Gemeinde für 1545 Mark eine Druck- und Saugspritze. Sie war auf einen vierrädrigen Wagen montiert und konnte mittels einer großen Wippe in Betrieb gesetzt werden. Ende der 80er Jahre kam noch eine Stehleiter, die der Distrikt bezahlte, und eine neue Schubleiter hinzu.

Feuerhaus im Kirchenbauernhof

Im Jahre 1891 bekam die Feuerwehr ein eigenes Gebäude; es wurde im Hof des Johann Burckhardt („Kirchenbauer“) an den Stadel gebaut. Da es sehr klein war, konnte der Raum im Schulhaus nicht aufgegeben werden. 1896 beim Umbau des Schulhauses erhielt er sogar ein Tor, damit er die Spritze aufnehmen konnte.

Die Ausgaben für die Ausrüstung der Feuerwehr beziehen sich die nächsten 30 Jahre fast ausschließlich auf Reparaturen am vorhandenen Gerät. Die Neuanschaffungen sind schnell aufgezählt: 1 Steigerkarren (1892), 12 Laternen (1894), 1 Schwimmapparat (1904) und 4 Signalhörner (1914). Dazu kamen immer neue Schläuche und neue Uniformröcke.

Feuerhaus an der südlichen Achbrücke

Das erste richtige Gerätehaus, das nicht den Charakter eines Provisoriums hatte, erhielt die Feuerwehr im Jahre 1926. Der Gemeinde gelang es, dem „Andresbauern“ für 300 Mark einen Bauplatz unmittelbar im Nordwesten der südlichen Achbrücke abzukaufen und ein Gebäude darauf zu errichten, das Platz genug für die ganze Ausrüstung bot.

Diese folge mit respektvollem Abstand der technischen Entwicklung. Im Jahre 1927 bekam jede Löschgruppe ein Minimax-Schaumlöschgerät. Im selben Jahr wurde im Feuerhaus eine Tafel angebracht, auf der für jeweils ein halbes Jahr der Fahrdienst angeschrieben werden konnte. Offenbar hatte es da Mißverständnisse gegeben. Um solchen vorzubeugen, erhielten die Führer der Löschgruppen auf ihre Uniformen Schulterstücke mit einem Stern. Es sollte keinen Zweifel geben, wer im Ernstfall das Sagen hatte.

Schon 1929 kam eine Motorspritze ins Gespräch. Es dauerte dann allerdings noch sieben Jahre, ehe das Glanzstück im Spritzenhaus stand. Nach mühsamen Diskussionen entschied man sich für das Angebot der Firma Ziegler in Bachhagel bei Lauingen. Dennoch blieben im Interesse der „Schlagkraft“ noch einige Wünsche offen.

Als Folge der durch die NS-Regierung betriebenen Rüstungspolitik stieg auch das Ausmaß der behördlichen Bevormundung der Feuerwehren an. Schon früh scheint der Luftkrieg in den Überlegungen eine Rolle gespielt zu haben. Im Jahre 1941, schon mitten im Krieg, wurde dann auch von Stätzling eine Erneuerung der Ausrüstung verlangt. Die Gemeinde beschränkte sich jedoch auf eine Erweiterung des hölzernen Schlauchtrockenturms um 100 Meter neue Schläuche. Das Frischluftgerät, das noch dazu kam, verdiente sich die Mannschaft selber. Sie erhielt es als Preis bei einem Leistungswettkampf.

Nach dem Krieg gab es neue Uniformen und andere Helme. Im Jahre 1960 wurde die Ziegler-Spritze durch eine neue TSV 8 ersetzt.

Gerätehaus an der mittleren Achbrücke

Zu einem „Markstein“ (KBI Wolfgang Selder) in der Geschichte der „Stützpunktwehr“ Stätzling geriet das Jahr 1972. Nach erfolgreichen Grundstücksverhandlungen des Vorstands Karl Mair errichtete die Gemeinde mitten im Dorf – „Am Bach“ – ein neues Gerätehaus mit einem Gruppenraum. In festlicher Form wurde es am 30. Juli zusammen mit einem modernen Löschfahrzeug (LF 8) an die Mannschaft übergeben. Eine Ergänzung dieses erfreulichen Zuwachses erfolgte sieben Jahre später durch ein schweres Atemschutzgerät und eine Funkanlage.

Schon im Mai 1994 wurde das Löschfahrzeug durch eines neues ersetzt (LF8/6).

Die Übergabe durch die Stadt Friedberg wurde festlich begangen.

Die neueste Maßnahme bezüglich der Unterbringung von Ausrüstung und Mannschaft wurde zu Beginn des Jahres 2000 beschlossen. Das Gerätehaus an der Ach soll aufgestockt werden.

Der Einsatz

Wenn wir vom Einsatz einer Feuerwehr sprechen, dann sind wohl in erster Linie die Ernstfälle gemeint, das sind definitionsgemäß Schadenfeuer, aber auch Bemühungen bei Hochwasser und in neuerer Zeit die technische Hilfeleistung oder Ordnungsdienste. Wenn jedoch der einzelne Feuerwehrmann gefragt würde, was ihn darüber hinaus am meisten beansprucht, dann würde er wahrscheinlich auch die fälligen Übungen und die notwendigen Lehrgänge als Einsätze geltend lassen oder vielleicht sogar die geselligen Bemühungen der Feuerwehr wie den alljährlichen Feuerwehrball, je nachdem ob er so etwas mag oder nicht.

Wir werden also den Ernstfällen noch einige Bemerkungen vorausschicken, um die Vokabel Einsatz abzudecken.

Die Disziplinschwierigkeiten nach der Vereinsgründung hätten nachgelassen, weil das Ansehen der Freiwilligen Feuerwehr angestiegen sei. Das haben wir anfangs vermutet. Ursächlich für den Image-Gewinn dürften auch die Feuerwehrbälle gewesen sein, sie sich schon bald großer Beliebtheit erfreuten.

Der erste Faschingsball der Feuerwehr ging 1879 über die Bühne, und dann verging kaum ein Jahr, ohne dass im Wechsel zwischen den Gastwirten Glück (Gasthof zum Schloss) und Augustin (Reale Gastwirtschaft zur Post) ein Feuerwehrball stattgefunden hätte. Um das Bier wurde dabei jeweils die Brauerei angegangen. Was darüber hinaus getrunken wurde, übernahm der Kassier. In den 90er Jahren unter dem Vorstand und Bürgermeister Andreas Steinherr wurde während des Balls sogar Theater gespielt. Zweimal lockerten ihn drei Komödien auf und einmal im Jahre 1895 sogar sechs „Szenen“.

Die größte Bedeutung sollte der Feuerwehrball Ende des 20er und Anfang der 30er Jahre gewinnen. In Konkurrenz mit dem Schützenball wurde er im Dorf zum gesellschaftlichen Höhepunkt im Verlauf des jeweiligen Jahres. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Brauch schon 1947 wieder aufgenommen und wurde bis Mitte der 90iger Jahre gepflegt.

Als lästige Pflicht sind zuweilen die Feuerwehrübungen empfunden worden. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass es dem einen oder anderen ganz angenehm gewesen ist, seine Tatkraft und Schnelligkeit vor den Leuten zu demonstrieren. Besonders die weibliche Jugend war als Zuschauer willkommen. Unvergesslich ist das Hornsignal, das aus sieben Tönen bestand, und dem auch die Kinder gern gefolgt sind, allerdings streng vom Geschehen getrennt durch den jeweiligen Gemeindediener, der ja auch im Sold der Feuerwehr stand. Was da an Funktion und kraftvoller Aktion zu sehen war, hat die Münder schon offenstehen lassen. Es war zwar nur Übung. Aber verglichen mit dem virtuellen Erlebnishorizont, auf den sich die Kinder heute einschränken dürfen, war es von einer eindrucksvollen Unmittelbarkeit.

Die Anzahl der Übungen blieb über Jahrzehnte hinweg unverändert. Jedes Jahr vier. Die Termine legte die jeweilige Generalversammlung am Jahresbeginn fest. Das änderte sich erst im Jahre 1935, als sich die Menge der Übungen mit 7 fast verdoppelte. Die Ursache dafür mag gewesen sein, dass die SA verpflichtet wurde, zum Feuerwehrdienst zu erscheinen, wie umgekehrt die Feuerwehr an den Appellen der SA teilnehmen sollte. Den Rekord sah das Jahr 1937. Da musste die Feuerwehr insgesamt 14 Mal dem Hornsignal folgen. Im selben Jahr fand auch eine große gemeinsame Übung statt, als sich die Feuerwehren des Bezirks Friedberg zum Bezirksfeuerwehrtag in Stätzling trafen. Besondere Anlässe für Übungen waren auch die Feuerschutzwochen, die um diese Zeit aufkamen.

Nach dem Krieg ging die Anzahl der Übungen zunächst auf sechs und ab 1954 auf das Normalmaß zurück, um allerdings gegen Ende des Jahrhunderts wieder anzusteigen. Ursache war die platte Notwendigkeit im Gefolge des technischen Fortschritts und das sich ausweitende Spektrum der Gefahren.

Das Maß, mit dem sich eine Feuerwehr messen lassen muss, ist jedoch der Ernstfall. Er wird durch den Feueralarm angekündigt. Die ersten 50 Jahre erfolgte der Feueralarm durch Hornsignale. Nachbarwehren wurden durch Feuerreiter verständigt. Ab 1928 übernahmen dann die Kirchenglocken diese Aufgabe, und seit den 1970er Jahren gibt es in Friedberg eine Alarmzentrale, die im Bedarfsfall Sirenen auslöst. Zwei von diesen Folterinstrumenten stehen in Stätzling. Die Sirene auf dem Gerätehaus wurde zum Gegenstand eines jahrelangen Prozesses, der zuletzt sogar das Bundesverwaltungsgericht in Berlin beschäftigte.

In den ersten Jahrzehnten des Vereins war die Ursache eines Feueralarms in aller Regel auch noch tatsächlich ein Brand, oder ein überhitzter Heustock musste abgetragen werden. Mit der Zeit nahmen jedoch andere Bedrohungen zu. Heute sind sie die Regel. In absteigender Reihe geht es um Hochwasser und andere Wasserschäden, Sturmschäden, Blitzschläge, auslaufendes oder ausgelaufenes Öl, Verkehrsunfälle samt Aufräumungsarbeiten, Beseitigung von Hindernissen und das Einfangen von Kühen, Katzen und Wespen. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie musste die Mannschaft z. B. zur Jahrtausendwende am 31. Dezember 1999 angesichts der sich abzeichnenden Hysterie einen Bereitschaftsdienst einrichten, dem zum Glück jedoch kein Einsatz folge.

Von den vielen Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr Stätzling während der vergangenen 125 Jahre seien zum Abschluss einige wenige herausgegriffen. Das Kriterium für die Auswahl ist entweder die Schwere des Falles oder eine andere Besonderheit:

1894                      11. Februar

Das Großfeuer erinnert an die Katastrophe von 1685. Von einem Strohhaufen aus, der schon gelöscht scheint, erfasst es im herrschenden Weststurm den Schafflabauernhof und springt auf den Stadel des Andresbauernhofes über. Nur durch heroischen Einsatz von insgesamt fünf Feuerwehren gelingt es, das übrige Dorf zu schützen. Bewundernswert agiert der Stätzlinger Hauptmann Franz Amberger, der den gesamten Einsatz mit souveräner Ruhe leitet, obwohl sein eigener Hof brennt. Die Stätzlinger schirmen die Bäckerei Frank ab, die Wulfertshauser und Derchinger Feuerwehren verhindern eine Ausbreitung nach Osten. Die Wulfertshauser mobilisieren sogar ihre „Weibspersonen“. Der Schafflabauernhof brennt vollständig ab. Beim Andresbauern kann nur das Wohnhaus gerettet werden. Zum Opfer fällt dem Brand auch die 250 Jahre alte Friedenslinde auf dem Dorfplatz.

1904                      22. August

Die Mahlmühle des Rasso Knoller, erstmals genannte im 12. Jahrhundert, brennt ab. Im Einsatz sind sechs Feuerwehren, die dabei 191 Stück Brot und 227 Liter Bier vertilgen.

1926                      im Juli

Das Dorf steht einen halben Meter unter Wasser. Im Süden muss die Ach abgegraben werden, damit sie sich ins obere Moos ergießen kann.

1944                      24./25. Februar

Bombennacht in Augsburg. Die Stätzlinger Wehr ist im Einsatz. Mehrere Einsätze auch in München. (Aufzeichnungen sind keine vorhanden.)

1957                      8. Dezember

Großbrand. Das Feuer bricht im Anwesen des Jakob Sturm aus und greift durch den Sturm mit der Windstärke 5 auf den Stadel und den Stall von Julius Meiler über. Nur dessen Wohnhaus kann gerettet werden. Sieben Wehren sind im Einsatz, darunter die Berufsfeuerwehr Augsburg und das Tanklöschfahrzeug Gersthofen.

1966                      15. August

Ein Blitzschlag löst im Anwesen von Georg Limmer einen Großbrand aus. Die Wehr ist nach wenigen Minuten vor Ort und arbeitet fieberhaft. Sie wird dabei von den Nachbarwehren Derching, Haberskirch, Wulfertshausen, Friedberg sowie von der Berufsfeuerwehr Augsburg unterstützt. Der Einsatz dauerte drei Tage und drei Nächte.

1979                      Silvester

An Silvester brennt das Holzhäuschen der Witwe Gumposch am „Pfarrerhuizla“ ab. Im Einsatz sind vier Wehren.  

1983                      24. Juli

Am 24. Juli, während der Einweihung der Sportplatzanlage des FC Stätzling, brennt der Stadel von Hermann Winter. Der Einsatz dauerte 52 Stunden.

1985                      07. Juni

Ein Beispiel dafür, wie aus einem Ernstfall eine Übung werden kann. Diesmal üben sich die Männer in Selbstbeherrschung. Sie machen das ganze ausgezeichnet.

Am 07. Juni um 0.30 Uhr wird die Wehr von der Polizei alarmiert. In der Talstraße sei ein Keller auszupumpen. Als sich herausstellte, dass für die Pumpe nicht genug Wasser da ist, verlangt man von ihnen, dass sie den Keller ausputzen. Weil sie sich weigern, wird der neue Typus Mensch ausfällig und droht mit einer Anzeige.

1986                      19. Juli

Ein Beispiel dafür, wie aus einer Übung ein Ernstfall werden kann. Am 19. Juli wird eine Einsatzübung in der Bleichstraße abgehalten. Dabei ziehen sich die drei Verletzten-Darsteller eine echte Rauchvergiftung zu. Zwei müssen ins Klinikum gebracht werden.

Es fällt nicht schwer, diesen Vorfall zu tadeln. Aber es ist auch erstaunlich, mit welcher Leidenschaft zu Übungszwecken Ernstfälle täuschend echt simuliert werden.

1999                      Pfingsten

Pfingsthochwasser. Die jungen Männer der Freiwilligen Feuerwehr Stätzling verdienen sich ein hohes Lob. Sie setzen sich über Tage und Nächte hinweg bis zur Erschöpfung für ihre verzweifelten Nachbarn ein. So liefern sie den Beweis dafür, dass es auch in einer informellen Gesellschaft die Identifikation mit den Mitmenschen gibt. Offenbar bedarf es dazu keiner Hierarchie, keiner Uniform und auch nicht des schieren Gehorsams. Für solche Höchstleistungen genügt der freie Wille zu helfen. Das Attribut „freiwillig“ im Namen der Feuerwehr gewinnt einen neuen Sinn. Es trifft sich gut, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2001 zum „internationalen Jahr der Freiwilligen“ ausgerufen haben.

Der nunmehrige Ehrenkommandant Alois Rauscher pflegte die Versammlungen nicht nur mit einer Trillerpfeife zu eröffnen, originell war auch die Art, wie er sie beendete.

Er stellte ein Motto in den Raum:

„Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“,

oder

„Einer für alle, alle für einen“,

oder

Allerorts und jederzeit selbstlos, treu und hilfsbereit“,

oder

„Helfen in der Not ist unser Gebot“.

Es sei erlaubt, dieses Bukett durch einen weiteren Sinnspruch zu ergänzen, der nun aber von außen anzuwenden ist:

Ehre, wem Ehre gebührt.


Max Zinterer